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FrC 9.2: Aristomenes – Metagenes, von Christian Orth

Band 9 umfasst in 3 Teilbänden die um 400 v.Chr. tätigen Komödiendichter (mit Ausnahme der in separaten Einzelbänden behandelten Aristophanes, Platon, Archippos, Strattis, Theopompos und Nikophon).
 
Die in Band 9.2 (link zur Verlagsseite) enthaltenen Dichter liefern – jeder auf seine Art – interessanten Aufschluss über die Entwicklung der Komödie vor und nach 400 v.Chr. Ein häufiger wiederkehrendes Motiv sind dabei die komische Darstellung von Festen und Heiligtümern.
 
Zu einer früheren Generation gehört Aristomenes (tätig schon ab ca. 440 v.Chr.), der im hohen Alter noch 388 v.Chr. im Agon gegen Aristophanes’ Plutos antrat. Von einer Art Täuschungsmanöver mit Hilfe der Rüstung eines Gottes ist in fr. 5 aus den Goetes (Die Magier) die Rede, und der Dionysos asketes zeigte den unsportlichen Gott Dionysos wahrscheinlich als trainierenden Athleten. Im Helios rigon des Aristonymos trat in einer ähnlich paradoxen Konstellation offenbar ein frierender Sonnengott auf, und der athenische „Nationalheros“ stand im Theseus im Mittelpunkt. Ein längeres lyrisches Fragment aus den Tympanonspielern des Autokrates beschreibt die Tänze lydischer Mädchen am Artemisheiligtum von Ephesos.
 
DemetriosSikelia könnte die Versuche der Athener thematisieren, um 393 v.Chr. diplomatische Verbindungen mit dem Tyrannen von Syrakus Dionysios I. aufzunehmen. Fast alle Fragmente des Stücks, in denen unter anderem von einem Aufenthalt beim Messapierkönig Artas und den Friedensbedingungen am Ende des Peloponnesischen Krieges die Rede ist, deuten auf eine politische Thematik.
 
Diokles macht in der Thalatta eine Hetäre zur Titelfigur (die offenbar so unbeständig oder so gefährlich ist wie das Meer), während die Bienen auf einen Tierchor deuten, und die Bakchen auf (zeitgenössische oder mythische) Mänaden. Keine Fragmente sind erhalten von der Komödie mit dem interessanten Titel Die Träume.
 
Der Koraliskos des Epilykos ist nach einer dorischen Bezeichnung eines jungen Mannes benannt. Ein lyrisches Fragment im lakonischen Dialekt aus diesem Stück liefert wertvolle Einblicke in die in Amyklai bei Sparta gefeierten Hyakinthia.
 
Eunikos (oder Ainikos) wird zweimal als Dichter von Stücken genannt, die auch Philyllios zugeschrieben wurden. Die Anteia ist nach einer berühmten Hetäre benannt.
 
In KephisodorosTrophonios ging es wahrscheinlich um einen Besuch beim Orakel des Trophonios in Lebadeia (Böotien). Der unverschämte Sklave mit dem Namen Xanthias, der seinem effeminierten Herrn auf der Nase herumtanzt, erinnert an seinen Namensvetter aus Aristophanes’ Fröschen. Die Titelfigur der Antilais war vielleicht eine Gegenspielerin der berühmten Hetäre Lais.
 
Der bisher unbekannte Dichter Lysias erscheint nur auf einer Inschrift, die erst in jüngster Zeit als Teil der Siegerlisten interpretiert wurde.
 
Von besonderem Interesse sind einige der Fragmente des Metagenes (ca. 415-400 v.Chr.), in denen sich der ganze Reichtum der Komödie des 5.Jh. v.Chr. widerspiegelt. Die Thurioperser verbanden Schlaraffenlandmotive (besonders in fr. 6) mit einem realen Ort, der Stadt Thurioi in Unteritalien, wobei offenbar auch Überlieferungen über die in sagenhaftem Luxus lebende Vorgängerstand Sybaris eine Rolle spielten. Um Fragen der Erziehung könnte es in Homer oder die Trainierenden/Sophisten gegangen sein, um einen Menschen mit einer Obsession für Opfer dagegen im Philothytes. Aus letzterem Stück hat sich ein Teil einer Parabase erhalten, in der (wie oft bei Aristophanes) die eigenen Innovationen des Dichters und dessen Dienst am Publikum herausgestellt werden. Auch die Verspottung von Zeitgenossen ist bei Metagenes noch lebendig, wie die Erwähnung eines (oft mit dem Vater des Autolykos und Sokratesankläger identifizierten) Lykon als Verräter von Naupaktos in fr. 10 und eines illegitimen Sohns des reichen Kallias in fr. 14 zeigt.

 

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