Über das Projekt "KomFrag"
Die klassische antike Literatur ist ein großer Trümmerhaufen. Nur von wenigen Autoren besitzen wir die vollständigen Werke. Um so mehr sind wir von fragmentarisch überlieferten Texten abhängig, wenn wir uns mit der antiken Literaturgeschichte beschäftigen. Dies gilt in besonderem Maße für eine der Leitgattungen der Literaturgeschichte: der Komödie. Von 256 namentlich bekannten Komödienautoren sind lediglich 11 Stücke des Aristophanes (ca. 450-385 v. Chr.) auf handschriftlichem Weg und ein komplettes und fünf mehr oder weniger gut lesbare Stücke Menanders (342-290 v. Chr.) durch Papyrusfunde am Ende des 19. Jahrhunderts erhalten. Doch selbst
bei diesen Autoren übersteigt der Verlust bei weitem das Erhaltene, hat doch Aristophanes 46 und Menander sogar 105 bis 109 Komödien verfasst.
Seit 2011 wird von der Union der Akademien das Forschungsvorhaben „Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie“ gefördert.
Ziel des auf 15 Jahre angelegten Vorhabens ist es, sämtliche Zeugnisse und Fragmente der
griechischen Komödienautoren, die von Rudolf Kassel und Colin Austin herausgegeben wurden (Poetae Comici Graeci, 8 Bände, Berlin – New York 1983 – 2001), unter vielfältigen Aspekten zu erschließen, zu kommentieren und zu übersetzen und somit das bisher einseitige, durch die beiden erhaltenen Autoren bestimmte Bild der Gattung Komödie zu ergänzen und zurechtzurücken.
Die Forschungsergebnisse werden in der Reihe Fragmenta Comica publiziert, zu der als zweite Reihe des Projekts die Studia Comica kommen, die begleitende, auf den Kommentaren aufbauende Untersuchungen enthält.
Die bisher erschienenen Bände zeigen, dass die griechische Komödie durch eine Vielzahl komischer Spielformen geprägt war und dass die einzelnen Komödiendichter in einer Art ‚kompetitiven Dialogs‘, den sie untereinander führten, die komischen Techniken ständig anreicherten und ergänzten.
Die Kommentare führen jedoch nicht nur in verschiedenen Komödiendichter ein, sondern erarbeiten ebenso die Überlieferungsgeschichte der jeweiligen Autoren durch die Jahrhunderte. Dadurch liefern sie einen wichtigen Beitrage zur Bildungsgeschichte von der Antike bis in die byzantinische Zeit. Besondere Beachtung finden bei unseren Untersuchungen methodische Fragen, da der Umgang mit fragmentarischen Texten zu den schwierigsten Gebieten der Klassischen Philologie zählt.
Die an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg angesiedelte Forschungsstelle findet inzwischen international große Beachtung, die ihren Ausdruck in zahlreichen Besuchen ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Freiburg findet. Von Anfang an haben wir uns um internationale Nachwuchsförderung bemüht. Zahlreichen Doktorandinnen und Doktoranden, aber auch Postdocs aus Italien, England, Griechenland, Australien und den USA wirken an dem Projekt mit. Die in der Regel jährlich stattfindende ‚summer school‘ zu Problem der Fragmentforschung ist inzwischen ein etablierter Ort wissenschaftlichen internationalen Austausches unter jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Das Blog des Projekts unter Suprising Science
Die Seite des Projekts im Portal der Heidelberger Akademie der Wissenschaften