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FrC 9.3: Nikochares – Xenophon, von Christian Orth

Band 9 umfasst in 3 Teilbänden die um 400 v.Chr. tätigen Komödiendichter (mit Ausnahme der in separaten Einzelbänden behandelten Aristophanes, Platon, Archippos, Strattis, Theopompos und Nikophon).
 
frc_9-3_cover.jpgDie vier Dichter, die im Mittelpunkt des dritten und letzten Teilbandes stehen (link zur Seite des Veralgs), Nikochares, Philyllios, Polyzelos und Sannyrion, verdeutlichen exemplarisch die verstärkte Hinwendung zum Mythos ab etwa 410 v.Chr., liefern aber auch interessante Beispiele für politische Themen aus der Spätphase der Alten Komödie. Der mit vier Lenäensiegen ausgeprochen erfolgreiche Polyzelos verbindet die Ebenen von Politik und Mythos in dem rätselhaften, vielleicht um 410 v.Chr. entstandenen Dēmotyndareōs (einer Zusammensetzung aus „Demos“ und „Tyndareos“), in dem vielleicht die Ereignisse um den oligarchischen Umsturz der Vierhundert thematisiert wurden. Gleich drei Stücke beziehen sich auf die Geburt von Göttern, ein Komödienthema, das Polyzelos vermutlich entscheidend mitgeprägt hat. Wohl nur eine kurze dramatische Karriere hatte der allein im letzten Jahrzehnt des 5. Jh. v.Chr. nachweisbare, aber von anderen Komikern mehrfach verspottete Sannyrion. fr. 8 aus der Danaē gehört vermutlich zu einem Monolog des unentschlossenen Zeus, der sich überlegt, in welcher Verwandlung er am leichtesten zu Danae gelangen kann. Verbunden wird das mit einem anachronistischen Seitenhieb auf den tragischen Schauspieler Hegelochos, den Hauptdarsteller bei der Uraufführung von Euripides’ Orestes. Mythenparodie und attische Feste sind mehrfach wiederkehrende Themen in den Fragmenten des Philyllios (der sich nur ganz grob auf etwa 405-385 v.Chr. datieren lässt). Das interessanteste Stück sind aber wohl die Poleis, für die hier ein Bezug auf den Antalkidasfrieden 386 v.Chr. vorgeschlagen wird. Bemerkenswert sind daneben z.B. auch fr. 7 als eines der frühesten Beispiele für einen göttlichen Prologsprecher in der Komödie und die in fr. 19 angestellten Reflexionen über die Bedeutung sauberer Luft. Vielleicht der späteste dieser Dichter ist Nikochares, der 388 v.Chr. mit seinen Spartanern im Agon gegen Aristophanes’ Plutos antrat. Zwei Stücke zeigten Herakles in zum Teil ungewohnten Rollen (Herakles als Bräutigam und Herakles als Chorege), die übrigen Titel deuten auf Mythenparodie, wobei der Agamemnōn vielleicht Aischylos’ gleichnamige Tragödie (vgl. fr. 1), die Galateia dagegen wahrscheinlich einen auch in Aristophanes’ Plutos parodierten Dithymbos des Philoxenos von Kythera über Polyphems Liebe zu der Nereide Galateia aufgreift. Daneben behandelt der Band auch drei nur aus Siegerlisten bekannte Dichter (Philonikos, Xenophon und der bis vor kurzem ganz unbekannte Theochares) sowie Poliochos, der (wie hier zu zeigen versucht wird) tatsächlich eher in die Zeit der Mittleren Komödie gehört.
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